Hier erklären wir Ihnen die Entstehung, die Ursachen, die Symptome und die verschiedenen Stadien eines Lipödems.

Was ist ein Lipödem?

Lipödeme frühzeitig erkennen und behandeln

Der Begriff Lipödem setzt sich aus den griechischen Worten „lípos“ (Fett) und „oídema“ (Geschwulst; Schwellung) zusammen und beschreibt eine chronische und zudem schmerzhafte Fettverteilungsstörung mit Wassereinlagerungen. Da die Krankheit überwiegend Hüfte und Oberschenkel betrifft, der Rest des Körpers jedoch normale Proportionen aufweist, spricht man auch vom „Reiterhosenphänomen“. Das Lipödem ist sehr schmerzhaft und Patienten leiden aufgrund ihres Aussehens oft auch psychisch. Noch dazu können häufige Fehldiagnosen wie Adipositas (Fettleibigkeit) zusätzlich belasten.

Was bedingt das Lipödem?
Überwiegend erkranken Frauen an einem Lipödem. Dementsprechend liegt die Vermutung nahe, dass weibliche Hormone eine Ursache der Erkrankung sind. Zudem bricht die chronische Fettverteilungsstörung oft in Zeiten hormoneller Umstellung, wie etwa in der Pubertät oder Schwangerschaft aus. Seltener treten Lipödeme nach oder während der Wechseljahre auf. Ein Problem für die erhöhte Anfälligkeit von Frauen könnte auch darin bestehen, dass das weibliche Fettgewebe anders aufgebaut ist als das männliche.

Männer sind demnach selten von der Fettverteilungsstörung betroffen. Wenn, dann treten Lipödeme bei Männern meist in Verbindung mit anderen Erkrankungen (z. B. Testosteronmangel durch Leberschaden) oder Behandlungen (bspw. Prostatakarzinom) auf, die den männlichen Hormonhaushalt beeinflussen.

Außerdem geht man davon aus, dass eine gewisse Veranlagung für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich ist und Lipödeme somit vererbbar sind.

Abgrenzung zu anderen Fettverteilungsstörungen.
Bei einem Lipödem vermehrt sich das Fettgewebe in der Unterhaut zunehmend. Oft erhalten Betroffene fälschlicherweise die Diagnose Adipositas (Fettleibigkeit). Auch wenn Betroffene besonders auf ein gesundes Körpergewicht achten: Im Falle des Lipödems sind Diäten, gesunde Ernährung und Sport jedoch keine Lösung, um die vermehrten Fettzellen zu bekämpfen!

In seltenen Fällen kann sich auch aus einer „Lipohyperplasie“ (Fettgewebsvermehrung) ein Lipödem entwickeln. Im Unterschied zur Fettgewebsvermehrung leiden Lipödem-Patienten an Druck- und Berührungsschmerzen und bekommen schnell blaue Flecke.

Differentialdiagnosen
Für die Unterscheidung von Lipödem, Lipohyperplasie und Adipositas kann die folgende Tabelle helfen:

Typische klinische Merkmale Lipödem Lipohypertrophie  Adipositas
Fettvermehrung  +++ +++ +++
Disproportion  +++ +++ +
Ödem  +++ - (+)
Druckschmerz  +++ - -
Hämatomneigung  +++ + -

Warum kommt es zu Wassereinlagerungen (Ödembildung)?
Der Grund für die Wassereinlagerung (Ödem) ist eine Durchlässigkeitsstörung der kleinsten Gefäße (Kapillaren). Diese Störung ist dafür verantwortlich, dass vermehrt Flüssigkeit in das Zwischenzellgewebe gelangt. Durch die vielen Fettzellen im Bindegewebe werden außerdem die feinen Öffnungen der Kapillargefäße verstopft und es kann nicht mehr ausreichend Flüssigkeit abtransportiert werden. Die eingelagerte Flüssigkeit im Gewebe nennt man Ödem. Das Lymphgefäßsystem, das für den Abtransport der Gewebsflüssigkeit zuständig ist, muss somit ständig Mehrarbeit leisten, um die zusätzliche Flüssigkeit aufzusaugen und abzutransportieren. Auf Dauer verändert diese Zusatzbelastung die Gefäßwände und verringert damit die Transportkapazität. Die verstopften Abflussleitungen sowie die Schädigung der Gefäße können dazu führen, dass sich ein Lipödem ohne richtige Behandlung nach Jahren zu einem Lipo-Lymphödem weiterentwickelt.

Wichtig!
Das Lipödem ist eine fortschreitende Krankheit, die sich im Laufe der Zeit weiter ausbreitet. Sie kann jedoch mit der richtigen Behandlung eingedämmt und somit die Lebensqualität entschieden verbessert werden – z. B. mit flachgestrickten Strümpfen.

Symptome des Lipödems
Beschwerden am Abend nehmen beim Lipödem häufig zu.Ein Lipödem kann die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Neben den körperlichen Beschwerden kann die Erkrankung auch psychisch sehr belastend sein. Die ungewöhnlichen Proportionen sind für die Betroffenen oft sehr unangenehmen und so fühlen sie sich meist unwohl mit ihrem Aussehen.

Kennzeichnend für ein Lipödem sind symmetrische, reiterhosenartige und schwammige Schwellungen. Der Begriff „schwammig“ beschreibt zudem das typische, sehr weiche Bindegewebe sowie die damit verbundene Orangenhaut (auch Cellulite genannt). Optisch grenzt sich das Lipödem von anderen Ödemformen dadurch ab, dass Hände und Finger beziehungsweise Füße und Zehen nicht betroffen sind. Bei einem Beinlymphödem endet die Fettvermehrung dementsprechend an den Knöcheln, sodass das Fettgewebe im fortgeschrittenen Stadium das Sprunggelenk überlappt. Daher spricht man auch vom Suavenhosenphänomen (oder auch Haremshosen).

Betroffene haben besonders nach langem Stehen und Sitzen oder am Abend erhebliche Beschwerden. Sie reagieren sehr empfindlich auf Druck und Berührungen und bekommen schnell blaue Flecken (Blutergüsse). Die Arme oder Beine fühlen sich durch die Flüssigkeitseinlagerung schwerer und geschwollen an. Außerdem beschreiben die Patienten ein Spannungsgefühl bis hin zum Berstungsschmerz.

Die großen Umfänge der Oberschenkel können beim Laufen stören und durch Aneinanderreiben die Haut an den Oberschenkelinnenseiten aufscheuern. Zudem kann es durch das vermehrte Gewicht der Gliedmaßen zu Fehlstellungen der Gelenke, bis hin zur Arthrose, kommen.

Diagnose: Lipödem.
Für die Diagnose des Lipödems ist eine Begutachtung der betroffenen Körperregionen unumgänglich. In der Regel sind die Körperproportionen der Betroffenen sehr ungewöhnlich: Typisch ist beispielsweise ein schlanker bis normaler Oberkörper, bei gleichzeitig breiten bis sehr breiten Hüften und Oberschenkeln. Ein klares Abgrenzungszeichen zum Lymphödem ist, dass die Fettpolster an den Füßen und/oder Händen enden. Außerdem sollte geprüft werden, ob die Patienten empfindlich auf Berührung oder Druck reagieren. Zusätzlich können bildgebende Verfahren, wie die Sonographie (Ultraschall), eingesetzt werden um das Unterhautfettgewebe sichtbar zu machen.

Auch die Vorgeschichte des Patienten sollte nicht außer Acht gelassen werden:
Wurde bereits bei Familienmitgliedern ein Lipödem diagnostiziert? – Dann wäre es denkbar, dass die Krankheit vererbt wurde.
Wann wurde die Fettvermehrung zuerst beobachtet? – Typisch ist beispielsweise eine Veränderung nach der Pubertät oder Schwangerschaft.
Wurde bereits erfolgslos versucht, dem überschüssigen Fett mit Diäten oder Sport entgegen zu wirken? – Im Gegensatz zur Adipositas (Fettleibigkeit) können Diäten und Sport dem Lipödem nur wenig entgegenwirken.

Krankheitsverlauf – Die Stadien des Lipödems.
Erste Anzeichen eines Lipödems zeigen sich meist nach hormonellen Veränderungen wie beispielsweise nach der Pubertät, Schwangerschaft oder selten auch nach den Wechseljahren. Die Fettverteilungsstörung „Lipödem“ ist eine Erkrankung, die sich im Zeitverlauf weiter ausbreitet. So beginnt ein Lipödem beispielsweise damit, dass das Fettgewebe zunächst nur im Bereich der Hüfte zunimmt. Später kann sich das Lipödem dann über die Oberschenkel bis hin zu den Knöcheln ausdehnen.

Je nach Schweregrad, wird das Lipödem in drei Stadien eingeteilt:
Stadium I:
Im ersten Stadium ist die Hautoberfläche glatt und das Unterhautgewebe verdickt. Zudem ist die Fettstruktur feinknotig und weist feine Dellen auf, was auch als Orangenhaut oder Cellulitis bekannt ist.

Stadium II:
Während des zweiten Stadiums wird die Hautoberfläche uneben, die Struktur des Fettgewebes grobknotig und dementsprechend zeichnen sich gröbere Dellen ab.

Stadium III:
Das dritte Stadium ist dadurch gekennzeichnet, dass das Gewebe zusätzlich derber und härter wird. Außerdem bilden sich große unförmige Hautlappen.
Die verschiedenen Stadien des Lipödems.

Der Zustand der Lipödem-Patienten kann sich dadurch verschlechtern, dass sich Ödem-Mischformen ausbilden. Bedingt durch die Zunahme des Fettgewebes wird der lymphatische Abfluss (Gewebsflüssigkeit) immer mehr behindert. Über mehrere Jahre und ohne entsprechende Behandlung ist das lymphatische System irgendwann so überlastet, dass es dauerhaften Schaden davonträgt. Die Folge: Eine Kombinationsform von Lip- und Lymphödem (Lipo-Lymphödem). Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt es sich frühzeitig mit der Behandlung des Lipödems zu beginnen. Hierbei kommen die Therapiebausteine der komplexen physikalischen Entstauungstherapie (KPE) zum Einsatz sowie ergänzend Ernährungs- und Bewegungstherapie.